Über uns

Das saai | Archiv für Architektur und Ingenieurbau

Seit seiner Gründung werden im saai Materialien zur Architektur, Landschaftsgestaltung und zum Ingenieurbau sowie zur Architekturlehre, Architekturtheorie und Fotografie gesammelt und archiviert. Die ältesten Dokumente stammen aus der Zeit um 1700. Die Schwerpunkte der Sammlung liegen jedoch im 20. Jahrhundert, insbesondere in dessen zweiter Hälfte, und geografisch auf Sammlungen aus dem südwestdeutschen Raum. Die Bestände sind zu großen Teilen von internationaler Bedeutung und Zeugnis von Netzwerken der Region in die Welt. Unsere Kernaufgabe ist es, neben der Sammlung und Bewahrung von Kulturgütern, der Wissenschaft und Vermittlung einen möglichst offenen Zugang zu unseren Objekten, Nachlässen, Dokumenten und Daten zu gewährleisten. Gleichzeitig wird immer auch die Rolle des saai als gewachsener Wissensort reflektiert.

Das saai versteht sich in seinem Auftrag als ein lebendiges, aktives Archiv. Es wächst in seinen Beständen kontinuierlich und kontrolliert, um auch für nachfolgende Generationen historisches Wissen in seiner materiellen Form zu sichern. Für Forschung und Diskurs in der Architektur sowie der Archivpraxis bildet es die historische Basis. Im Hinblick auf aktuelle Forschungsfragen müssen auch die Sammlung sowie die Prozesse des saai kritisch auf ihre historisch gewachsene Zusammensetzung hin untersucht werden, um Fehlstellen zu ergänzen und die Sammlung in ihrer Form zu diversifizieren.

Dies gilt auch für die Weiterentwicklung des Archivs auf digitaler Ebene. Zum einen kann eine Verbesserung der Sichtbarkeit und Zugänglichkeit im Rahmen digitaler Netze ermöglicht und der Aktionsradius damit erweitert werden; gleichzeitig können Metadaten neu verlinkt werden, um Querschnitte durch vormals biografisch fokussierte Nachlässe zu fördern. Zum anderen stellt die langfristige Konzeption und Umsetzung eines Sammlungskonzepts für nativ digitale Vor- und Nachlässe nicht nur technologische „Lösungen“ in Frage, sondern auch die Kernaufgabe eines Archivs allgemein: Für welche Zukunft soll was wie auffindbar und bearbeitbar sein? Wie können Mensch und Maschine hier ohne Kompromittierung differenzierter Einordnungen zusammenarbeiten? Diese und andere Fragen begleiten den Ausbau des saai als „Digitales Archiv der Zukunft“, immer unterstützt durch Forschungsprojekte, um das KIT bei der Etablierung von Standards für digitale Archive intelligent zu positionieren.

Begriffen als kulturelle und wissenschaftliche Ressource für innovative Lehre und Forschung soll die Sammlung des saai langfristig in den Lehrbetrieb des KIT integriert sein und Studierenden einen niederschwelligen Zugang zu historischen Originalen ermöglichen. Auch über den Austausch mit Studierenden wird gewährleistet, dass zeitgenössische Fragen an die Sammlung herangetragen und die Teilhabe am gesellschaftlichen Diskurs gefördert werden.

Unsere Expertisen

Für die vielfältigen Aufgaben im Archiv, aber auch die offenen Fragen für eine zeitgemäße Arbeit mit der Sammlung, steht uns ein multidisziplinäres Team zur Verfügung. Das Leitungsteam, bestehend aus der Co-Direktion und der Geschäftsführung, deckt dabei Schwerpunkte in verschiedenen Themenfeldern wie der Architekturtheorie, der Bau-, Umwelt- und Technikgeschichte der Architektur sowie Kuration und Wissenschaftskommunikation ab.

Auch die Mitarbeiter*innen des Forschungsteams kommen aus dem Bereich der Architektur, ergänzen diese Expertise jedoch durch archivpraktische, medienwissenschaftliche und kuratorische Hintergründe. Sie arbeiten interdisziplinär mit unseren Beständen – beispielsweise in der Wissenschaftskommunikation, an Analysen von Wissenssystemen und Metadaten oder an Self-Learning-Prozessen.

Unsere Archivar*innen, mit einem Hintergrund in Architektur oder Kunstgeschichte, sind Spezialist*innen für die Architektur Südwestdeutschlands und deren Kontextualisierung in der internationalen Architekturgeschichte. Verstärkt wird das Team durch eine Bibliothekarin, die die vorhandenen bestandsintegrierten Bibliotheken sowie eine Archivbibliothek eingerichtet hat und fachlich betreut. Wesentlich für die Bewahrung der Sammlung sowie für die Arbeit und Forschung an den Objekten ist deren sorgfältige Reinigung, konservatorische Verpackung und Sicherung. Unsere diplomierte Restauratorin kümmert sich um die Restaurierung, Verpackung und Erhaltung sowie Lagerung und Pflege der Sammlung. Eine besondere Herausforderung stellt dabei die Vielfalt der Materialien und Medien innerhalb der Sammlung dar: von Papier über Pappe/Karton, Holz, Gips und Kunststoffe bis zu Beton und von Zeichnungen und Modellen über Arbeitswerkzeuge und Möbel bis zu digitalen Medien in all ihren bislang vorhandenen Formen. Wichtige praktische wie inhaltliche Arbeiten leisten unterstützend unsere studentischen und wissenschaftlichen Hilfskräfte – zum Teil schon über Jahre hinweg.

Geschichte der Institution

Die Sammlung des saai baut auf einem alten, vermutlich zu Lehrzwecken dienenden Bestand der Architekturabteilung der Polytechnischen Schule, dem heutigen KIT, auf. Neben der Ergänzung dieses Altbestandes wurde die Sammlung in den 1970er-Jahren durch Schenkungen bedeutender und umfangreicher Nachlässe zeitgenössischer Architekten stark erweitert. Das gab den Anstoß zur Gründung des saai, die 1989 auf Grundlage eines Beschlusses der Landesregierung von Baden-Württemberg erfolgte. Seit 1989 wurde die Sammlung um Materialien aus dem 20. Jahrhundert erweitert und damit der Altbestand wesentlich ergänzt.

Das saai beheimatet heute unter anderem Materialien zu thematischen Bereichen wie der Architekturlehre und der Technik- und Umweltgeschichte, beispielsweise frühem ökologischem Bauen oder der Internationalisierung der Architektur. Die Basis des Bestands bilden die etwa 300 Vor- und Nachlässe aus Büros wie Hilde Axster-Trappmann, Behnisch & Partner, Josef Durm, Egon Eiermann, Maria Verena sowie Reinhard Gieselmann, Rolf Gutbrod, Otto Herbert Hajek, Heinrich Hübsch, Carlfried Mutschler, Fritz Leonhardt, Friedrich Ostendorf, Frei Otto, Otto Ernst Schweizer, Myra Warhaftig oder Friedrich Weinbrenner.