Über das Projekt
Wie lässt sich nicht nur das physische Erbe, sondern auch die zugrundeliegende Gedankenwelt eines architektonischen Visionärs erschließen, vermitteln und in die Zukunft tragen? In einem gemeinsamen Forschungsprojekt gehen das saai | Archiv für Architektur und Ingenieurbau am KIT und die Wüstenrot Stiftung diesen Fragen nach.
Conrad Roland, ein international tätiger Architekt und Ingenieur, ist vor allem für seine innovativen Seilnetzkonstruktionen bekannt, die sich weltweit als populäre Spielgeräte verbreiteten. Doch sein Vermächtnis geht weit über die bekannten Kletternetze hinaus: Mit visionären Hochhaus-Hängekonstruktionen und experimentellen Raumseilnetzen stellte Roland konventionelle Architekturkonzepte radikal in Frage. Auch sein Ordnungssinn war originell: Seine Forschungsarbeit strukturierte Roland mithilfe eines eigens entwickelten Farbcodes. Die Einzigartigkeit dieser Ordnungssystematik soll bewahrt und gleichzeitig in eine bestehende Archivlogik integriert werden. Dabei ergeben sich spannende neue Perspektiven auf methodische Ansätze und Herausforderungen in der Archivierung und Aufarbeitung komplexer Bestände.
2021 wurde ein Großteil seines Werknachlasses und seiner Forschungstätigkeit aus Berlin und Hawaii am saai zusammengeführt. Der Bestand umfasst neben Korrespondenzen, Plänen, Skizzen und Modellen sowie Fotografien und Fotomontagen auch eine Sammlung an Dokumenten zu Werken anderer Architekt*innen, die er im Rahmen einer Forschungsarbeit zu zugbeanspruchter Geschossbauten zusammengetragen hat. Dieses bislang unerschlossene Material birgt ein enormes Potenzial und verspricht wertvolle Impulse nicht nur für die Städtebau-, Architektur- und Ingenieurgeschichte der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts.
Im Rahmen dieses Blogs stellen wir das Projekt vor und beleuchten das Schaffen Conrad Rolands sowohl in seiner historischen Bedeutung als auch mit Blick auf aktuelle interdisziplinäre Diskurse. Die Auseinandersetzung mit diesem vielschichtigen Nachlass bietet spannende Einblicke in den wissenschaftlichen Forschungsprozess und die oft unsichtbare Arbeit von Archiven. Der Blog entwickelt sich kontinuierlich im Verlauf des Projekts und ist weder chronologisch noch thematisch sortiert. Mithilfe einer kontinuierlichen Zuordnung in Kategorien ordnen wir aber ausgewählte Fundstücke als Objekte des Wissens für eine gezielte Recherche und zeigen interdisziplinäre Schnittstellen auf. So entsteht im Laufe des Projekts ein digitales Kompendium, das bislang unzugängliches Archivmaterial zugänglich macht.